Wenn Tierliebe zur Krankheit wird: Animal Hoarding

Tierhorten (engl. animal hoarding) ist eine psychische Störung, die zum unkontrollierten Halten und Sammeln von lebenden Haustieren führt. Die Haltungsbedingungen unterschreiten alle Standards der Tierhaltung (Hygiene, Pflege, Fütterung, tierärztliche Versorgung). In späteren Stadien kommt es zur völligen Verwahrlosung des Tierbestands. Der Tierhorter ist dabei unfähig, diese Missstände zu erkennen und zu beseitigen. Betroffene dieser Störung sind meist weiblich (ca. 3/4 aller belegten Fälle), alleinstehend und älter. Sie sehen sich selber als Tierliebhaber oder gar engagierte Tierschützer. Da die betroffenen Menschen ihren Lebensstil und die Privatsphäre oft ähnlich wie Messies nach außen hin verbergen, wird dieses Verhalten häufig erst in einem sehr späten Stadium entdeckt.

Die wichtigste Ursache der Störung ist Einsamkeit und Angst vor Isolation. Die Haustiere werden als Partnerersatz, als Ersatz für Nähe oder als Ersatzfamilie betrachtet. Jedes neue Tier bedeutet ein neues Glücksgefühl. Ein anderer Grund kann in dem zwanghaften Bedürfnis liegen zu helfen, z.B. bei ausgesetzten Tieren oder selbst nachgezüchteten (hilfslosen) Jungtieren.

Die tierschutzwidrigen Haltungsbedingungen führen – wenn sie bekannt werden – zu einem langwierigen Verfahren, das unter Beteiligung des Amtstierarztes und der örtlichen Behörden in einem totalen Haltungsverbot münden kann. Aufgrund der oft sehr großen Anzahl gehaltener und zum Teil eklatant vernachlässigter bzw. kranker Tiere, stellt die Auflösung dieser Tierhaltungen auch ein großes logistisches Problem dar, beispielsweise für Tierheime. Ein weiteres Problem sind die nur regionalen Zuständigkeiten der Behörden, die durch Wohnortwechsel leicht zu umgehen sind.

Das Wegnehmen der verwahrlosten Tiere aus solchen Haltungen ist zwar für die Tiere selbst zwingend notwendig, als Therapiemaßnahme für die betroffenen Tiersammler jedoch völlig ungeeignet. Die Selbsteinschätzung und Selbstdarstellung der Tierhorter als Tierliebhaber, als engagierte Tierschützer, als Retter oder Befreier von Tieren lässt eine Einsicht nicht zu. Die Rückfallquote liegt dementsprechend bei 100 Prozent. Ohne psychotherapeutische Behandlung lässt sich dauerhaft keine Änderung im Verhalten des Tierhorters erreichen.

Unsere Bitte:

Schauen Sie nicht tatenlos zu, wenn Sie den Verdacht haben, dass jemand Tiere in nicht artgerechter Art und Weise hortet. Schalten Sie (in Ungarn) den Stadtnotar (Jegyzö), die Polizei oder den örtlichen Tierschutzverein ein.